Die Auftaktveranstaltung
Mehr als hundert lokale Akteure aus den unterschiedlichsten Gemeinschaften und Gruppierungen sind der Einladung gefolgt und haben sich aktiv und immerhin vier Stunden an der Ausarbeitung eines Aktionsplanes beteiligt. Kurz gesagt: „Ein gelungener Abend!”
Die Vorarbeit
Für die Vorbereitung und die Einladungen blieb kaum Zeit. Dennoch sind zahlreiche interessierte Bürger zu dieser Veranstaltung gekommen.
Holger Mrosek (lokale Koordinierungsstelle) ist es gelungen, dass Dinslaken – als eine von elf Kommunen in NRW – an dem Programm des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) „Toleranz fördern – Kompetenz stärken” teilnehmen kann. Das bedeutet, dass insgesamt rund 260.000 Euro für Projekte zusammen kommen. So werden Möglichkeiten geschaffen und Initiativen gefördert, die das friedliche, tolerante und freundliche Zusammenleben der Menschen in dieser Stadt gestalten und erhalten sollen. Einzelne Projekte können mit bis zu 20.000 Euro gefördert werden.
Der zentrale Ansprechpartner rund um die Umsetzung des Lokalen Aktionsplans ist die lokale Koordinierungsstelle. Diese bildet zudem die Schnittstelle zwischen den lokalen Akteuren sowie den freien Trägern der Kommunen mit den Verantwortlichen des Bundesprogramms. Sie entwickelt gemeinsam Strategien und Modellprojekte für Toleranz und Vielfalt, für demokratisches Handeln und gegen extremistische, fremdenfeindliche und antisemitische Tendenzen.
Lokale Aktionspläne sind konkrete, vor Ort ausgearbeitete, Konzepte, die Vielfalt, Toleranz und Demokratie stärken sollen. Alle Bürger sind aufgerufen an dieser Gestaltung mitzuwirken. Wie erreicht man nun möglichst viele Menschen? Indem man sie da abholt, wo sie sich sowieso schon zu den vielfältigsten Aktivitäten zusammenfinden.
Holger Mrosek, als Vertreter der Stadt Dinslaken, hat alle möglichen Vereine und Verbände angeschrieben, wie zum Beispiel Sportvereine, Geflügelzüchtervereine, Schachklubs, Kirchen, Seniorentreffs, Squaredance-Tanztruppen und Bürgerinitiativen sowie große Verbände wie den Kinderschutzbund.
Sie sind aufgefordert, an diesem Abend die „Spielregeln” für die Vergabe der Fördermittel aufzustellen und haben so die Chance den Lokalen Aktionsplan mit Ihren Ideen und Konzepten zu gestalten und in Dinslaken umzusetzen. Kurzfristig (drei Tage vorher) konnte für diese Veranstaltung das Otto Hahn Gymnasium die Aula und Klassenräume zur Verfügung zu stellen. Für die Pause wurde ein kleiner Imbiss organisiert.
Das Steuergremium
Das Ganze war natürlich nicht ohne einen gewissen Vorlauf möglich. Das Steuerungsgremium – was für ein sperriger Name für zehn engagierte Menschen aus Stadtverwaltung und Politik – hat im Vorfeld die Grundlage geschaffen um dieses Programm zur Prävention von Rechtsextremismus und zur Förderung von Demokratie und interkulturellem Miteinander auf den Weg zu bringen. Dies geschah mithilfe des Lokalen Aktionsplan für ziviles Engagement und demokratisches Verhalten sowie durch den Einsatz für Vielfalt und Toleranz vor Ort in Dinslaken.
Das Ibis Institut (Institut für interdisziplinäre Beratung und interkulturelle Seminare) wurde für die Zusammenarbeit gewonnen und hat eine Online-Befragung durchgeführt um einen Blick auf die interkulturelle Situation in Dinslaken werfen zu können.Die Erkenntnisse daraus wurden zusammengetragen, ausgewertet und von Frank Jessen (Dipl.-Soziologe, Mitglied des Ibis-Leitungsteams) den Versammelten vorgetragen.
Die Moderation
Die Anwesenden teilten sich, nach einer Begrüßung und Einführung durch Holger Mrosek, in vier Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf und gingen anschließend in die vorbereiteten Klassenräume. Erfahrene Moderatoren leiteten die Diskussionen und erarbeiteten gemeinsam mit den Gesprächsteilnehmern Strategien und Modelle für Toleranz und Vielfalt, für demokratisches Handeln und gegen extremistische, fremdenfeindliche und antisemitische Tendenzen vor Ort.
Jede der vier Arbeitsgemeinschaften hatte ihre eigene Methode Inhalte zu erarbeiten. Die eine versuchte über mögliche Projektvorschläge Ziele und Inhalte zu formulieren, eine andere fand zunächst Stichwörter wie Fremdenfeindlichkeit, Menschenrechte oder Diskriminierung und gelang auf diesem Weg zu Beispielen und Entwürfen für soziale Integration und Engagement.
Das war nicht immer einfach bei so unterschiedlichen Ausgangspunkten und Interessen. Jeder hatte eigene Vorstellungen und Wünsche. So hätten die Gruppen tagelang weiter diskutieren und planen können.
Zum Ende kamen alle vier AG’s für die kurze Zeit zu beeindruckenden und vor allem auch brauchbaren Ergebnissen:
Workshop I
moderiert von Holger Mrosek (Stadt Dinslaken) und Cem Ünal (Ibis Institut) zum Thema „Präventionsarbeit”:
- Familien sind Orte der Begegnung. Hier liegt ein Schwerpunkt für sinnvolle und wertvolle Arbeit um Kinder und Jugendliche zu erreichen.
- Bildungsarbeit ist das Fundament für Toleranz und Verständnis untereinander.
- Begegnung im Quartier fördern und fordern.
- Aktivitäten gegen Rassismus – nicht nur ethnisch/religiös; auch Alte, Behinderte und andere Randgruppen fördern.
- Interesse wecken, Betroffenheit, Empathie und Zivilcourage fördern.
Workshop II
moderiert von Patricia Jessen (lbis Institut) und Volker Grans (Kinderschutzbund) zum Thema „Interkultureller Dialog”:
- Verschiedene Gruppen zusammenführen.
- Durch entsprechende Angebote junge Eltern erreichen.
- Verschiedene Religionsgemeinschaften zu gemeinsamen Aktivitäten ermuntern, z.B. durch gemeinsame Musikveranstaltungen.
- Politisches Bewusstsein schulen.
- Die verschiedenen Schulformen miteinander ins Gespräch bringen, z.B. Gymnasium und Hauptschule.
- Dialog zwischen Kindern und Senioren fördern.
- Bäume pflanzen/Wurzeln schlagen.
Workshop III
moderiert von Antje Schwarze (Ibis Institut) und Albert van Heek (Coach Programm Toleranz fördern – Kompetenz stärken) zum Thema „Perspektive für die Zukunft”:
- Anti-Rassismus-Initiativen nutzen oder gründen.
- Netzwerke aufbauen oder vorhandene nutzen.
- Zusammenarbeit mit den Gremien der Stadt fördern.
- Öffentliche Verkehrsmittel verbinden Menschen -> Ideen zur Verbesserung.
- Generationen übergreifend arbeiten, voneinander lernen.
Workshop IV
moderiert von Bettina Gringel (Stadtteilmanagement Blumenviertel) und Frank Jessen (lbis Institut) zum Thema „Zielgruppen”:
- Kontakte möglich machen.
- Stadtteil übergreifende Kontakte und Dialoge fördern.
- 1 Projekt – verschiedene Einrichtungen einbringen.
- Multiplikatoren etablieren und fördern.
- „Kulturhauptstadt” Dinslaken bilden.
- Begegnungen verschiedener Interessengruppen fördern.
- Musik als Verbindung etablieren.
- Toleranz braucht Zeit.
Abschlussrunde
Nach der Arbeit kam das Vergnügen: Die Arbeitsgruppen lösten sich wieder auf und trafen sich bei Kaffee und belegten Brötchen zum Gedankenaustausch in der Mensa des Gymnasiums.
Anschließend berichteten die Moderatoren in der Aula von ihren Arbeitsgruppen und stellten die Ergebnisse in einer Zusammenfassung vor. Holger Mrosek, als Gastgeber des Abends, fasste alle Ergebnisse noch einmal zusammen und erklärte das weitere Vorgehen. So bat er zudem die Anwesenden darum sich für den noch zu gründenden Begleitausschuss zu bewerben.
Der Begleitausschuss
Der Begleitausschuss ist das zentrale entscheidungsbefugte Gremium, das über die Fördermittelvergabe abstimmt. Er begleitet die Umsetzung des Lokalen Aktionsplans (LAP) und schreibt ihn fort. Als beratendes und beschließendes Organ beruft er sich bei der Vergabe der Fördermittel auf die erarbeitete Strategie und die Zielvorstellungen des LAP und stellt sicher, dass diese bei der Förderung von Einzelprojekten als inhaltliche Grundlage gelten. Der Begleitausschuss unterstützt die Umsetzung und Fortschreibung des Lokalen Aktionsplans sowie dessen nachhaltige Verankerung. Zudem organisiert er die Zusammenarbeit zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Gegen 21:30 Uhr endete ein ereignisreicher und zukunftsweisender Abend mit der Erkenntnis: Um Menschen zu aktiven „Mittätern”, im positiven Sinne, zu mobilisieren, bedarf es manchmal nur eines kleinen Anstoßes./p>
Viele neue Projektideen entstanden! Und los geht’s …
Projektnummer: L46535134-01
Projektträger: Forum Lohberg
Fördersumme: 5.000,– €
Projektname: Workshop zur Entwicklung von Zielen und Projektideen für den lokalen Aktionsplan Dinslaken